33. Citylauf Attendorn ist wieder einmal ein gigantisches Breiten- wie auch Leistungssportfest
Bericht von Volker Pullmann, Westfalenpost (20.05.2025):
Attendorn Schon weit außerhalb des großen Trubels, den der Citylauf auf den Wällen von Attendorn entfacht, sind sie im Einsatz: Die Streckenposten, die dafür sorgen, dass auch der fließende Verkehr auf den Straßen der Hansestadt nicht zum Erliegen kommt. Helfer wie Achim Herrmann, der am Niedersten Tor mit seinem Kollegen mobile Absperrgitter dem Autoverkehr in den Weg stellt, damit die unzähligen Teilnehmer des 33. Citylaufs ungefährdet ihre Runden drehen können.
Rund 90 Helferinnen und Helfer hat das Orga-Team des TV Attendorn um Uli Selter, Christoph Keseberg und Klaus Schneider, um nur einige zu nennen, rekrutieren können, um die größte Breitensportveranstaltung in der Region einmal mehr durchziehen zu können. Helferinnen wie Ulrike Pagon und Renate Kaufmann, die den etwa 1300 Läufern vom Jahrgang 2022 – Beispiel: Ella Flöper vom Kindergarten Rappelkiste – bis zum ältesten Teilnehmer Dirk Heimes vom Jahrgang 1947, nach dem Lauf trinkbare Erstversorgung leisten.
Die große Läuferschar wird permanent geleitet und kontrolliert durch zwei aktive Radler aus der Radsportabteilung des TV Attendorn: Dominik Hennes, der den „Leithammel“ spielt, und Thorsten Schürhoff, der zwar kein „Besenwagen“ ist, aber: „Ich muss dafür sorgen, dass keiner verloren geht, keiner ausfällt.“ Und Dominik Hennes ergänzt: „Es ist eine große Herausforderung für den Verein, aber da hilft eine Abteilung der anderen.“
Was wäre der Citylauf ohne diese Helferschar? Das weiß auch Uli Selter, der schon zum Start seines sechsstündigen Redemarathons auf seine zahlreichen externen Unterstützer hinweist: „Mein Dank geht an die Stadtverwaltung, die trotz einiger Baustellen dafür gesorgt hat, dass die Veranstaltung reibungslos durchgeführt werden kann.“ Und er schließt in seine Dankesworte u.a. auch die BiggeEnergie, die Feuerwehr, die Sparkasse – „die immer an unserer Seite steht“ – ein. „Ohne sie wäre ein solches Großereignis nicht zu stemmen.“
Es war schon sehr beeindruckend, was sich da auf den vier Wällen abspielte. Die erste Siegerin des Tages war Mia Stärker von der Attandara Grundschule. Andere nahmen es ganz locker. Zwei Mädels der Hanse-Schule, Emily Pickart und Anastasia Khytruk aus der Ukraine, liefen händchenhaltend und Völkerfreundschaft vermittelnd, einträchtig nebeneinander ins Ziel. Ein schönes Bild.
Seit Jahren schon eine echte Bereicherung sind die beiden schwerbehinderten Handbiker André Hoberg und Martin Ohm-Bender. Dank ihren Begleitern und Begleiterinnen Uli Sowade, Tanja Sunder, Björn Picker, Patrick Greve und Ex-Bürgermeister Wolfgang Hilleke können auch die beiden „Rollis“ am integrativen Leben teilhaben. Apropos Bürgermeister: Als erster Diener seiner Stadt führte Christian Pospischil eine große Gruppe der „Rathaus-Raketen“ an.
Wehe wenn sie losgelassen – und dafür ist Starter-Ikone Uli Rauchheld seit über zwanzig Jahren zuständig. Er blickt generell auf eine langjährige Starterkarriere zurück und erinnert sich an das Jahr 1994: „Im altehrwürdigen Volksparkstadion in Hamburg, war ich beim Deutschen Turnfest eingesetzt. Es waren nur Spikes mit sechs Millimeter Länge zugelassen, doch ein Ü80-Turner hatte Spikes mit fünfzehn Millimeter – ‚Aber die hab ich doch schon 1936 benutzt‘, sagte er treuherzig. Manche absolvierten einen Hochstart, die kamen wohl nicht mehr runter, und wenn, dann nicht mehr hoch.“
„Ihr werdet getragen vom Applaus der begeisterten Zuschauer“, motivierte Sprachrohr Uli Selter bereits am Anfang vor allem die Kinder und Jugendlichen, um später nachzulegen: „Ihr habt alles gegeben, Großartiges geleistet.“ Und das galt auch für den französischen Austauschschüler des St. Ursula Gymnasiums, Gael Bilbost. Der 14-Jährige ließ es sich nicht nehmen, gleich zweimal zu laufen: zunächst lief er den Mädels hinterher und anschließend noch einmal bei den Jungs mit – aus Versehen.
Einigkeit herrschte beim Ehepaar Jasmin und Volker Rahrbach aus Drolshagen – altersmäßig zwar achtzehn Jahre getrennt, im Ziel aber zeitgleich. „Das war für mich wesentlich anstrengender“, sagte der Geschäftsführer von Fliesen-Rahrbach. „Sohnemann Theo ist eine Runde mitgelaufen“, so die Vorsitzende des TuS 09 Drolshagen, und Filius Max war einfach „nur stolz“ auf seine Eltern.
Großer Sport wurde aber auch auf der 10-Kilometer-Distanz geliefert. Lange bestimmte Marvin Griese vom TV Attendorn das Tempo, doch peu à peu lief der vielseitige Athlet Tobias Lautwein von der SG Wenden an ihn heran und sicherte sich nach 33:53 Minuten mit zehn Sekunden Vorsprung den Titel eines Kreismeisters. „Es ist schön bei dieser stimmungsvollen Kulisse zu laufen“, sagte der bescheidene Altenhofer, „ich bin immer mit Herzblut Leistungssportler und freue mich schon auf die Berglauf-DM in Oberstdorf.“
Bei den Frauen war es allein Johanna Pulte, die im blauen Trikot von Mubea die Dominanz der roten Trikots der SG Wenden optisch „störte“. Ganz souverän vorne Judith Hacker vor der Werkzeugprüferin Johanna Pulte, die Zugpferd war für die Deutsche W45-Vizemeisterin über 5000 Meter, Christl Dörschel. Dahinter dann Sandra Clemens und Liv Behle.
Aber der Vorrang galt ohne Zweifel dem Breitensport. Bester Beleg: die große Resonanz bei den Bambinis, die in mehreren Läufen gestartet werden mussten. Fazit: Stolz bei den Kleinen, aber auch bei den Eltern. Wenn es den Citylauf nicht schon gäbe – er müsste erfunden werden. Die Saat, die der viel zu früh verstorbene Andreas Ufer vor etwa 35 Jahren säte, ist voll aufgegangen und gedeiht prächtig.